Corona-Tagebuch 3

 „Happy Birthday to you, happy Birthday…” – wir haben es diesmal nicht gesungen. Obwohl der Teenager heute 15 geworden ist. Seinen Geburtstag hat er sich irgendwie anders vorgestellt. Mit Freunden ins Kino, anschließend was essen, quatschen – natürlich mit Sicherheitsabstand. Daraus ist nichts geworden. Der Teenager – das bislang letzte corona-negative Familienmitglied – ist nämlich wieder einmal in Quarantäne. Daher hat er sich in sein Zimmer zurückgezogen und ist noch näher mit seinem Handy zusammengewachsen als er ohnehin schon war.

Völlig unbeschwert, symptom- und beschwerdefrei bewegt sich hingegen der Kleine durch sein Leben. Jenes Kind, das immer, wenn ein Virus vor ihm herumschwirrt, „hurra“ schreit und es voller Freude in seinem Körper aufnimmt, darf in die Schule, spielt Fußball und verlangt von uns Verständnis. Nicht, dass wir dem Kleinen einen Vorwurf machen, weil er uns Corona nachhause gebracht hat, aber ein bisschen mitfühlend könnte er schon sein. Immerhin hat er es geschafft, seine Krankheits-Historie innerhalb von nur acht Monaten um eine richtige Influenza und Covid-19 zu erweitern. Der Kleine ist ja sehr versiert in solchen Dingen. Ich kenne kein Kleinkind außer ihm, das mit sieben Monaten eine Salmonellen-Infektion hatte. In Sachen Viren ist der Blondschopf ohnehin Kaiser. Bereits mit vier Monaten hatte er Feuchtblattern. Ein Jahr darauf wieder. Da waren sogar die Ärzte im Krankenhaus St. Pölten baff, denn gegen die sogenannten Varizellen ist man eigentlich nach einer einzigen Infektion immun. Nicht unsere Virenschleuder. Der inzwischen 11-jährige hat diesen Keim dann noch einmal aufkeimen lassen – in Form einer Gürtelrose. Tja, die Liebe zu Viren war bei unserem Blondschopf schon in sehr jungen Jahren sehr ausgeprägt. Wir haben daher für ihn bereits eine doppelte Dosis Grippe-Impfung (only joking) geordert. Just to be save.

Ich hab Viren so gern…

Wenigstens wechselt der Göttergatte inzwischen nur noch einmal täglich den Pyjama und auch dem Fieberthermometer gönnt er gewisse Ruhepausen. Außerdem verlangt er mit einer beeindruckenden Vehemenz nach Bier. Auf Rat einer Freundin wollte ich ihm das gewünschte Gebräu erwärmen und mit Honig versüßen. Das soll nämlich eine heilende Wirkung haben. Wäre er in einem etwas besseren Zustand gewesen, hätte er glatt die Scheidung eingereicht.

Fast drei Wochen nach meinem positiven Covid-19-Testergebnis machen mir Muskel- und Gliederschmerzen immer noch Probleme. Jetzt ist aber Hilfe unterwegs – via Post. Meine oberösterreichische Freundin schickt mir „Bryonia“ und „Eupatorium perfoliatum“. Das wird meine Beschwerden in Null-Komma-Josef lindern. Ganz bestimmt. Globuli wirken bei mir nämlich innerhalb von nur zehn Minuten. Ehrlich! Vor etwa 20 Jahren war ich mit besagter Freundin in Kroatien auf einem Tauchboot. Grün und Blau im Gesicht mit flauem Magen war an den bevorstehenden Tauchgang nicht mehr zu denken. Meine Seekrankheit hatte wieder einmal zugeschlagen. Doch dann packte die Homöopathie-Frau-Doktor ihre Zuckerkügelchen aus. Aufgrund meines Zustandes konnte sie mir die Medizin auch problemlos unterjubeln. Wie durch ein Wunder ward ich kurz darauf genesen. Vorher und nachher habe ich das mit Arsen oder Gift aus der Tollkirsche versehene Zeug immer verweigert. Bachblüten, Globuli oder Schüßler-Salze sind ja nicht so meins. Aber jetzt werden mir die Zuckerkügelchen helfen. Diesmal gebe ich ihnen sogar 20 Minuten Zeit, um ihre heilende Wirkung zu entfalten.

Ein bisschen haben wir dann heute doch noch Geburtstag gefeiert. Wegen Corona und der Baustelle fand die Mini-Party auf unserer Terrasse statt. Nach Sushi aus der Plastik-Box gab es Tiramisu von der Nachbarin. Der Teenager war überglücklich über seine E-Gitarre und den Gutschein des Wahl-Opas für eine neue Sport-Ausrüstung. Am Abend kam via E-Mail noch ein Überraschungs-Geschenk: Der positive Covid-Bescheid für den frisch gebackenen 15-jährigen. „Happy Birthday toooooo youuuuu“.